Wissenschaft fürs Land
Starke Hochschulen im Land Bremen:
Wir Grüne setzen uns dafür ein, die vier öffentlichen und zwei privaten Hochschulen im Land Bremen besser zu machen, zu stärken und sie nachhaltig zu vernetzen.
Wir wollen den über 30.000 Studierenden und 4.000 Mitarbeitenden ihren Arbeitsalltag erleichtern und sie in der Vereinbarkeit von Studium, Berufstätigkeit und Familie unterstützen. Wir wollen unsere Hochschulen so attraktiv machen, dass mehr junge Menschen nach Bremen und Bremerhaven kommen, um hier zu studieren.
Wissenschaft nahbar:
Wissenschaft kann beflügeln und die kulturelle, wirtschaftliche und politische Vielfalt unserer Stadtgesellschaften beleben, wenn sie nur überall ankommt und nahbar ist. Durch gezielte Projekte machen wir Wissenschaft für Bremer*innen und Bremerhavener*innen direkt erlebbar. Sichtbarkeit von Forschung und Lehre schaffen wir auch, wenn wir die Hochschulen und Studierenden in die Innenstadt bringen und wenn wir die Forschungseinrichtungen und Hochschulen in Bremen und Bremerhaven durch eine Fährverbindung auf der Weser besser erreichbar machen.
Auch mit der Einrichtung von Reallaboren wollen wir den Öffentlichkeitsbezug von Forschung stärken: Hier können beispielsweise Aspekte des Klimaschutzes und der Klimaanpassung wie Reparatur und Recycling, Zero Waste und Urban Gardening gelebt werden.
Klimaneutrale Hochschulen:
Hochschulen sind vielfach Trendsetter. Unser Ziel sind klimaneutrale Campus für alle Hochschulen, auf denen sich die Lernenden wie Lehrenden wohlfühlen und produktiv sind. Wir wollen deshalb zuerst Studien- und Forschungsprojekte fördern, die aufzeigen, wie eine klimaneutrale Hochschule aussehen muss und wie sie realisiert werden kann.
Wir wollen, dass eine verbindliche Nachhaltigkeitsstrategie für alle Hochschulen entwickelt wird, die die ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte gleichermaßen berücksichtigt und konkrete Ziele und Maßnahmen zur Umsetzung nennt. Wir wollen alle Hochschulen in unserem Bundesland auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen, indem wir das Klimaschutzmanagement an allen Hochschulen verstetigen.
Zu einem nachhaltigen Campus gehören auch der zukünftige weitere Ausbau und die nachhaltige Instandhaltung von Studierendenwohnheimen sowie die Sicherstellungfinanzierbaren Wohnraums in der Innenstadt für Studierende sicherstellen.
Ebenso müssen Mensen nachhaltig kochen und wirtschaften und von überall, wo es Forschung und Lehre gibt gut und leicht erreichbar sein.
Wissenschaftsplan 2030:
2025 läuft der Wissenschaftsplan 2025 aus. Wir wollen mit einer Neuauflage für verlässliche Rahmenbedingungen und eine wettbewerbsfähige Finanzierungsbasis sorgen. Ein verlässlicher Wissenschaftsplan 2030 muss die Bedeutung und die Ziele von Wissenschaft für das Land Bremen abbilden. So stärken wir unsere Hochschulen und Forschungsinstitute und unterstreichen auch ihre Bedeutung in einer zukunftsorientierten Stadtgesellschaft. Bei der Entwicklung des Wissenschaftsplans werden wir die verschiedenen Institute und alle dort Tätigen in einen Prozess zur Erstellung des Wissenschaftsplans 2030 einbeziehen. Gleichzeitig werden wir uns für eine nachhaltige Finanzierung und stärkere auch wieder mehr auf Grundmittel setzende Unterstützung von Wissenschaft und Hochschulbildung auch durch Bundesmittel stark machen.
Für ein Studium ohne Sorgen:
Wir wollen, dass Studierende keine finanziellen Existenzängste haben. Die Bundesregierung hat bereits erste Reformen des BAföG auf den Weg gebracht. Wir werden uns auf Bundesebene weiterhin dafür einsetzen, dass BAföG-Sätze soweit angehoben werden, dass sie auch steigende Mieten- und Lebenshaltungskosten decken und Studierende sich voll auf ihr Studium konzentrieren können. Auch machen wir uns für ein elternunabhängiges BAföG stark. Mit uns wird der Verwaltungskostenbeitrag auch in Zukunft nicht wieder eingeführt.
Genauso wichtig ist es auch, andere Lebenshindernisse im Blick zu haben. Psychologische-soziale Beratung mit zusätzlichen Online Hilfen sowie Möglichkeiten eines Teilzeitstudiums sollen ausgebaut werden, sprachliche oder physische Barrieren auf dem Campus oder Diskriminierungen sollen abgebaut werden.
Ferner dürfen Studierende nicht als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Um dies sicherzustellen, unterstützen wir in Hinblick auf die Tarifrunde der Länder auch die TVStud-Kampagne auf dem Weg zu einem Tarifvertrag für studentische Beschäftigte.
Forschung – nachhaltig und gut
- ● Wir wollen Forschung fördern und unterstützen, und 3980 zudem einen Schwerpunkt auf Klimaschutz setzen. Dabei ist es uns besonders wichtig Klimaforschung mit anderen Forschungsfeldern wie der Stadtforschung, der Gesundheitsforschung oder der Meeresforschung zu verknüpfen.
- Gute Forschung braucht gute Arbeitsbedingungen. Nicht erst seit der Debatte um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) und #IchBinHannah ist klar, dass Kettenbefristungen im Wissenschaftsbetrieb nicht für Innovation, sondern für Unsicherheit und Zukunftssorgen sorgen. Wir haben daher ganz konkret feste Stellen für feste Aufgaben geschaffen und wollen das noch stärker ausbauen. Eine Befristung soll auch an wissenschaftlichen Instituten und Hochschulen nur dann möglich sein, wenn nicht überwiegend Daueraufgaben übernommen werden. Bei Anstellungen für wissenschaftliche Qualifizierungen (wie Promotionen) ist gesetzlich geregelt, dass mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit für eben diese Qualifizierung zur Verfügung stehen, dies muss sichergestellt werden. Außerdem muss die Arbeitsvertragsbefristung hier der durchschnittlichen Qualifizierungsdauer entsprechen.
- Wir wollen mehr unbefristetes Personal für Studiengangorganisation und Lehre.
- Erfolgreiche Kooperationen in gemeinsamen Forschungsprojekten oder Studiengängen, wie z.B. im norddeutschen Raum mit der Universität Oldenburg, wollen wir weiter ausbauen. Auch das vielfältige Lehrangebot an den Hochschulen im Land Bremen wird durch Kooperationen und Vernetzung zwischen den Standorten gestärkt. Wir werden diese weiter fördern, zentral ist hierbei, dass die Bachelorstudiengänge der Hochschulen an Masterstudiengänge anderer Hochschulen im Land anschlussfähig sind. Das gilt auch für die Kooperationen zwischen den staatlichen Hochschulen und der Jacobs University. Wir unterstützen die neuen Zukunftspläne der JUB, denn sie bieten Perspektiven für die internationalen Studierenden, für die hochqualifizierten Wissenschaftler*innen und den Standort Bremen-Nord. Wir erwarten aber eine engere Einbindung der JUB in den Hochschulstandort.
Spitzenforschung made in Bremen
Bremen und Bremerhaven haben sich in den letzten zehn Jahren zu Schwerpunktstandorten der Gesundheitswissenssenschaften entwickelt. Wir wollen diese Entwicklung weiter unterstützen und den Aufbau eines zentralen Gesundheitscampus in Bremen oder Bremerhaven mit weiteren Forschungs- und Ausbildungsmöglichkeiten prüfen. Ebenfalls bereits ein Schwerpunkt in der bremischen Forschung, den es zu stärken gilt, ist die Materialforschung. Diese spielt beispielsweise für nachhaltiges Bauen eine große Rolle und kann Alternativen aufzeigen, die klimaverträgliche Bauweisen hervorbringen. Sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse zu nachhaltigem und klimaschonendem Verhalten und sicherem, solidarischem Zusammenleben zeigen die Möglichkeiten von zukunftsfesten Lebensformen und Gesellschaftsmodellen auf. Die Sozialwissenschaft in Bremen ist sehr gut aufgestellt, ihre Forschung ist essentiell. Informatik, Digitalisierung und maschinelles Lernen birgt ein großes Potential, um beispielsweise Prozesse zu optimieren und Arbeitsabläufe zu erleichtern und zu beschleunigen. Hier gibt es in Bremen Forschungsfelder, die zu den Besten gehören – beispielsweise im Bereich Robotik. Auch diese wollen wir weiter unterstützen. Auch die in Bremen fest verankerte Forschung im Bereich Luft- und Raumfahrttechnik werden wir weiter fördern.
Der Erfolg in der Exzellenzinitiative des Bundes hat für die Bremer Universität gewisse Möglichkeitsräume geschaffen. Allerdings sehen wir auch, dass die Exzellenzstrategie einen ohnehin im Wissenschaftssystem vorhandenen Matthäus Effekt weiter verstärkt. Finanziell besser ausgestattete Universitäten sind auch im Exzellenzwettbewerb erfolgreicher und erhalten weiteres Geld, um ihre bessere Position auszubauen, so dass durch die Exzellenzstrategie Geld dahin fließt, wo bereits viel ist. Daher streben wir zwei Ziele an: Wir unterstützen die aktuelle Exzellenzstrategiebewerbung der Universität wollen aber gleichzeitig auf Bundesebene in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz nach Lösungen suchen, wie die einseitige und sehr bürokratische Mittelvergabe aufgebrochen werden kann, so dass ein fairer und ergebnisorientierter Wettbewerb um Realisierungschancen für beste Forschung entsteht.
Hochschule in Bremerhaven stärken
Die Hochschule Bremerhaven wollen wir weiter kontinuierlich ausbauen und dafür entsprechende Professuren und Fakultäten einrichten. Dazu soll sowohl die Anzahl der angebotenen Studiengänge als auch die der Studienplätze erhöht werden. Wir begrüßen es, dass das Angebot von dualen Studiengängen mit dem neuen Studiengang “BWL praxisintegriert dual” bereits ausgebaut wurde. Wir wollen die in Bremen und Bremerhaven vorhandenen dualen Studienplätze und Studiengänge weiter ausbauen und weitere Studiengänge einrichten, die auch die Möglichkeit des Masterabschlusses beinhalten. Sie spielen für den Bremer Wirtschaftsstandort eine große Rolle. Denn das duale Studium bietet lokalen Unternehmen die Möglichkeit, den eigenen Führungskräftenachwuchs auszubilden und an sich zu binden. Gerade heimatverbundenen Berufseinsteiger*innen bietet es die Möglichkeit, vor Ort eine bezahlte akademische Ausbildung mit guten Karrieremöglichkeiten zu absolvieren.
Hochschulen – für alle erreichbar
Ein Hochschulstudium muss für alle Menschen möglich sein, die es absolvieren wollen und die Zugangsvoraussetzungen erfüllen – ganz egal, woher sie kommen, was ihre finanziellen Mittel sind oder welche Einschränkungen sie haben. Wir fördern weiterhin den hohen Internationalisierungsgrad an unseren Hochschulen, beseitigen finanzielle Hürden und gestalten die Hochschulen barrierefrei. Wir wollen sprachliche Zugangsvoraussetzungen an den Hochschulen in den Fächern, für die das sehr gute Beherrschen der deutschen Sprache nicht entscheidend ist, entfernen oder absenken und das Hochschulzulassungsgesetz entsprechend ändern. Das macht Bremen als Hochschulstandort für internationale Studierende attraktiver.
Gleiche Mitspracherechte für alle
Studierende, wissenschaftliche und sonstige Mitarbeitende sind ein wesentlicher Bestandteil der Hochschulen. Dennoch haben in Gremien der akademischen Selbstverwaltung derzeit Professor*innen eine Mehrheit. Wir wollen im Rahmen des hochschulrechtlich Möglichen die Beteiligung der nichtprofessoralen Statusgruppen ausweiten und auf Bundesebene dahingehend wirken, dass akademische Selbstverwaltung demokratisiert wird.
Bremer Hochschulen – divers und paritätisch
Die Besetzung von offenen Stellen ist ein zentraler Faktor, um die Diversität in der Wissenschaftslandschaft zu erhöhen. Berufungskommissionen müssen daher divers und paritätisch besetzt und die Suche nach geeigneten Bewerber*innen dokumentiert werden. Gleichzeitig bedeutet eine paritätische Besetzung von Auswahl- und Berufungskommissionen derzeit eine große Belastung, insbesondere für Wissenschaftlerinnen in Fachbereichen, in denen der Männeranteil derzeit noch deutlich höher ist. Eine Mitarbeit in entsprechenden Gremien und Kommissionen muss mit entsprechender Entlastung durch Arbeitszeitanpassung und finanzielle Vergütung einhergehen, sodass sie nicht zu einer Behinderung in der eigenen Karriere führen. Eine solche Entlastung werden wir auch für alle Frauenbeauftragten an den Hochschulen und in den unterschiedlichen Statusgruppen prüfen.
Studienangebote für Zukunftsfähigkeit
Die vielfältigen Studiengänge im Land Bremen dienen auch dazu, Fachkräfte auszubilden, die in verschiedensten Bereichen dringend gebraucht werden.
- Einer dieser Bereiche sind unsere Schulen. Die Lehramtsausbildung ist immens wichtig, um Lehrkräfte in unser Bundesland zu bringen und hier zu halten. Deshalb werden wir den Studiengang Sportpädagogik an der Universität Bremen wieder einführen. Außerdem achten wir in allen Lehramtsstudiengängen auf die Vermittlung digitaler Basiskenntnisse. Auch wollen wir insgesamt die Lehramtsausbildung stärken und hierbei auch auf eine enge Kooperation zwischen Bremen und Bremerhaven setzen. So bekämpfen wir den Lehrkräftemangel in beiden Städten.
- Einen Abbau der Gender Studies in den Sozial- und Erziehungswissenschaften, wie zuletzt in den Rechtswissenschaften, lehnen wir ab. Daher werden wir in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen verstärkt darauf achten, dass Gender Studies wieder zu einem integralen Bestandteil von Forschung und Lehre werden.
- Seit dem Wintersemester 2021/22 gibt es an der Hochschule Bremen den Internationalen Studiengang Hebammen B.Sc., welcher einen wichtigen Grundstein bildet, um die Versorgung mit Hebammen sicherzustellen. Darüber hinaus wollen wir denjenigen, die in der Vergangenheit eine Hebammenausbildung durchlaufen haben, eine Gelegenheit geben, einen Hochschulabschluss zu erwerben. Für diese braucht es eine einfache Möglichkeit der Nachqualifizierung. Hierfür werden wir eine Ausnahmeregelung im Bremer Hochschulgesetz (BremHG) aufnehmen, welche eine abgeschlossene Hebammenausbildung zu 75 % im Hebammenstudiengang anrechnen lässt. Der verbleibende Umfang von 25 % ermöglicht Hebammen eine nebenberufliche Qualifizierung zur Erlangung des Bachelors, und somit gleichzeitig eine erhöhte fachliche Expertise sowie Gleichstellung mit im neuen Studiengang ausgebildeten Kolleg*innen.
Gutes Lernen durch gute Lehrkräfte
Bisher spielt die didaktische Qualifikation von an Hochschulen Lehrenden nur eine geringe Rolle. Deshalb sollen alle Lehrenden in Zukunft mindestens alle fünf Jahre Anspruch auf eine Fortbildung im Bereich Lehre haben. Hierzu werden wir entsprechende Beratungsmöglichkeiten zu Optionen und notwendigen Fortbildungen zur Verfügung stellen. Außerdem sollen Möglichkeiten geschaffen werden, wie an Hochschulen Lehrende Diversity-Kompetenzen erwerben können.
Ein Baustein guter Lehre ist es, dass Ansprechpartner*innen für Studierende langfristig zur Verfügung stehen. Hierfür braucht es mehr unbefristetes Personal für Studiengangorganisation und Lehre. Diese Stellen sollen explizit mit Personen besetzt werden, die didaktisch besonders qualifiziert sind. Die Praxis, dauerhafte Lehr- und Prüfungsaufgaben mit schlechterer Bezahlung an Lehrbeauftragte auszulagern, werden wir unterbinden.
Digitale Lehre ausbauen
Zukunftsfähige Studienangebote schaffen, bedeutet auch, die Digitalisierung der Lehre weiter auszubauen. Bei der weiteren Entwicklung muss es insbesondere um das Zusammenspiel von digitalen Angeboten vor Ort, hybriden und Online-Angeboten gehen. Sie sollten auf die Bedürfnisse der Studierenden angepasst sein, die Lernerfahrungen erweitern und die Qualität der Lehre weiter verbessern. Wir unterstützen die technische Ausstattung für eine gute digitale Lehre. Ein weiterer Baustein der Online-Lehre kann sein, sie auch öffentlich zur Verfügung zu stellen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Bremischen Hochschulen Kurse auf sogenannten MOOC-Plattformen, Plattformen für offene Onlinekurse (“Massive Open Online Course”) anbieten. Diese sorgen für eine einfache und
vergleichsweise günstige Teilhabe an Bildungsmöglichkeiten, für eine bessere die (inter)nationale Sichtbarkeit der Hochschule und auch für neue Einnahmemöglichkeiten der Hochschulen.
Wissenschaft auf dem Fuße der Grundrechte
Grundlage für internationale Kooperation in Forschung und Lehre ist stets, dass sie der Demokratie förderlich sind. Dies gilt umso mehr für Forschungskooperationen mit Wissenschaftler*innen und wissenschaftlichen Einrichtungen aus nichtdemokratischen Ländern. Propaganda, Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit oder die Bedrohung kritischer Studierender oder Forschender durch Vertreter*innen anderer Staaten sind nicht hinnehmbar. Studierende sollen an unseren Hochschulen frei von staatlicher Beeinflussung oder gar Repression studieren und leben können. Dies gehört unabdingbar zu unserem Verständnis von Wissenschaftsfreiheit.
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Hilke Brockmann: